Themenstrang: »Praxis«

Referent_in: Melanie Stitz

Tag/Zeit: Mittwoch, 12.9.2018, 13:00–15:00 Uhr

Erinnerungsarbeit nach Frigga Haug ist eine Methode kollektiver Erkenntnisgewinnung aus der biographischen Erinnerung einzelner – eine Textarbeit –, mit der (nicht nur, aber vor allem) Frauen bereits mehr als drei Jahrzehnte lang (selbst-)kritisch Vergesellschaftungsprozesse untersucht haben. In der Erinnerungsarbeit werden gemeinsam jene Strategien reflektiert, mittels derer wir uns als Unterworfene in die Verhältnisse hineinarbeiten, z.B. indem wir unsere Gefühle und widerständige Sehnsüchte ausblenden, indem wir uns als Vereinzelte konstruieren oder indem wir das, was wir wollen auch wieder nicht wollen. Oftmals erzählen die selbst verfassten Texte aber auch von dem Mut und der Hoffnung, dass Selbstbefreiung möglich ist. Die so gewonnenen Einsichten sind gleichermaßen schmerzhaft wie befreiend. Erinnerungsarbeit ist somit ein nützliches Werkzeug, um Handlungsfähigkeit zu gewinnen. Weiterlesen »

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_in: Artur Brückmann

Tag/Zeit: Freitag, 14.9.2018, 10:00–12:00 Uhr

Rudi Dutschke begriff das Studium als »Möglichkeit, sich durch intensive Anstrengung von den durch Vergangenheit und Erziehung verinnerlichten fremden Herrschaftsinteressen zu befreien, die spezifisch menschliche Verstandestätigkeit in sprengende Vernunft gegen die bestehende Gesellschaft zu transformieren« (Mai 1967). So ist Bildung die (kollektive) Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten. Mit sozialistischem, antifaschistischem und friedenspolitischem Impetus erkämpften die 68er eine Demokratisierung und soziale Öffnung der Hochschulen, eine Politisierung der Wissenschaft (»Marx an die Uni«) und eine Verwissenschaftlichung (Projektstudium) sowie soziale Sicherung (BAföG) des Studiums.

50 Jahre Klassenkampf um die Hochschulen später, befinden wir uns in der Welt der »Unternehmerischen Hochschule«, des Bachelor-Master-Systems und der strukturellen Unterfinanzierung. Der heutige akademische Kapitalismus (R. Münch) ist gekennzeichnet durch soziale Prekarität, Creditpoint- und Drittmittelabhängigkeit, Refeudalisierung der Organisationsstruktur, Leistungsdruck und Konkurrenz sowie die organisierte Belanglosigkeit von Postmoderne bis Positivismus. Auf subjektiver Seite bedeutet dies einen Habitus subalterner Konformität und die epidemische Ideologie der »Eigenverantwortung«. Weiterlesen »

Themenstrang: »Praxis«

Referent_innen: Christian Küpper, Thomas Schlingmann

Tag/Zeit: Mittwoch, 12.9.2018, 10:00–12:00 Uhr

Was hat die Kritische Psychologie mit dem Betroffenenkontrollierten Ansatz zu tun?

Der Marxsche Imperativ, »alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtes, ein verlassenes, ein verächtlichtes Wesen ist«, markiert einen zentralen Eingriffspunkt emanzipatorisch intendierter Bewegungen: den Kampf gegen Fremdbestimmung und Abhängigkeit. Innerhalb psychosozialer Unterstützungsverhältnisse sehen wir uns daher mit folgender Frage konfrontiert: Welche Einflussmöglichkeiten sollten aktuelle oder ehemalige Betroffene bzw. Nutzer_innen auf die Ausgestaltung dieser Verhältnisse haben; welchen Stellenwert ihre Erfahrungen und ihr sich erarbeitetes Wissen? Diese Frage fordert das scheinbar Selbstverständliche heraus: die Trennung zwischen Professionellen und Betroffenen bzw. Nutzer_innen. Weiterlesen »

Themenstrang: »Praxis«

Referent_innen: Tilman Wiesner, Jochen Kalpein

Tag/Zeit: Dienstag, 11.9.2018, 18:30–20:00 Uhr

Nur Theorie(n)? Oder doch auch gemeinsame Praxis?

Die Kritische Psychologie sowie die Kritische Soziale Arbeit bieten viele spannende theoretische Ansätze, diese aber für die Praxis nutzbar zu machen kann manchmal schwierig werden. Wir wollen mit euch und unseren eingeladen Gästen in eine Unterhaltung gehen, in der wir versuchen die Möglichkeiten einer praktischen Nutzbarmachung zu finden und zu diskutieren. Welche Perspektiven bietet die Kritische Psychologie? Wo können diese problematisch werden? In wie fern ergänzen sich Kritische Psychologie und Kritische Soziale Arbeit und wo liegen ihre Unterschiede?

Uns ist vor allem wichtig, dass ihr alle eure eigenen beruflichen Erfahrungen einbringen könnt, sowohl aus der Praxis von Psychologie als auch aus der Sozialen Arbeit. Und auch wenn ihr noch nicht arbeitet, sondern einfach nur neugierig seid, fühlt euch willkommen eure Ideen und Fragen einzubringen. Weiterlesen »

Themenstrang: »Forschung«

Referent_innen: Catharina Schmalstieg, Simone Hocke

Tag/Zeit: Samstag, 15.9.2018, 13:00–15:00 Uhr

Erlebte Arbeitskonflikte verweisen nicht nur auf gesellschaftliche (Interessens-)Widersprüche und spezifische institutionelle Arrangements, die sie regulieren, sondern auch auf Ausgangspunkte für eine überindividuelle Konfliktbearbeitung. Arbeitskonflikte werden in der Veranstaltung als Anlässe sozialer Selbstverständigung vorgestellt und diskutiert. Ausgehend von zwei Studien zu (über-)betrieblicher Interessensvertretung soll der Nutzen von kritisch-psychologischen Kategorien erläutert und offene Fragen markiert werden. Die Studie von Simone Hocke beschäftigt sich mit Konflikten im Betriebsrat als Lernanlässe, die Studie von Catharina Schmalstieg mit kollektiver Handlungsfähigkeit im Kontext von prekärer Beschäftigung. Gemeinsam ist den augenscheinlich sehr unterschiedlichen Beispielen der Versuch kritisch-psychologische Theorien für kollektive (Lern-)Prozesse nutzbar zu machen.

Moderation: Ulrike Eichinger (ASH Berlin)

Themenstrang: »Einführung«

Referent_innen: Daniel Schnur, Nora Christenhuß

Tag/Zeit: Mittwoch, 12.9.2018, 10:00–12:00 Uhr

Als Psychologie, welche ihren Ausgangspunkt in Überlegungen zur Handlungsfähigkeit des Subjekts in seiner gesamtgesellschaftlichen Vermitteltheit nimmt, können die Vorstellungen der Kritischen Psychologie in Bezug auf individuelles psychisches Leiden nicht im Begriff des isolierten Individuums in platter gesellschaftlicher oder biomedizinischer Determination aufgehen. Wir wollen nach einer Einführung in das kritisch-psychologische Menschenbild dessen Implikationen diskutieren für das, was wir unter psychischen »Störungen« verstehen und der Frage nach der Funktionalität psychischer Diagnosen in der kapitalistischen Gesellschaft nachgehen.

Themenstrang: »Einführung«

Referent_in: Alexander Greifenstein

Tag/Zeit: Freitag, 14.9.2018, 15:30–17:30 Uhr

Unumstritten ist, dass Marx‘ Theorie nicht ohne eine Aufarbeitung seines Anknüpfens an Hegel zu begreifen ist. Marx selbst beschreibt sein Anknüpfen bildhaft als Umkehrung. Diese Umkehrung beinhaltet ein Festhalten am Hegelschen Prinzip, der Erkenntnis als Einheit von Denken und Sein, und ein Anwenden dieses Prinzips gegen Hegels Philosophie selbst. Von diesem Vorgehen Marx‘ geben vor allem die sogenannten Frühschriften Zeugnis. In diesem Zusammenhang kann Marx‘ »Kritik der Heglschen Rechtsphilosophie« als ein Rettungsversuch der Hegelschen Dialektik verstanden werden. In dieser Schrift erscheint die Grundlegende Differenz zwischen idealistischer und materialistischer Dialektik. Weiterlesen »

Themenstrang: »Einführung«

Referent_in: Eileen Wengemuth

Tag/Zeit: Freitag, 14.9.2018, 10:00–12:00 Uhr

Critical psychology states that humans‘ emotions, cognitons and behaviour always take place in certain social, economic and cultural conditions. Humans are by nature social or rather “societal” beings. Thus in order to understand people’s actions and their reasons for these actions we must first have an understanding of the society they live in. In this workshop I will first try to explain how this natural sociality could, according to Critical Psychology, have developed in human phylogenesis and ontogenesis.
Hopefully we can then discuss examples of how in academic psychology and in everyday life social conditions are often personalized. Additionally we speak about why critical psychology criticizes the “nature vs. nurture” debate of mainstream psychology and how most social psychology-approaches don’t grasp society but only immediate social interactions.

Themenstrang: »Einführung«

Referent_in: Eileen Wengemuth

Tag/Zeit: Dienstag, 11.9.2018, 15:30–17:30 Uhr

Einführung in das wissenschaftstheoretische 4-Ebenen-Konzeption der Kritischen Psychologie

Was haben verschiedene Annahmen darüber, wie und ob Menschen richtige Aussagen über ihre Umwelt treffen können, mit psychologischen Theorien zu tun? Kann ich mich mit jemandem, der ein komplett anderes Verständnis von Gesellschaft hat als ich, sinnvoll über Menschen und ihre Handlungen unterhalten? Inwiefern prägen Begriffe, die eine Wissenschaft verwendet, die Theorien, die sie aufstellt? Solche Fragen werden im Psychologiestudium und im Alltag selten gestellt, haben aber dennoch eine Relevanz. In diesem Workshop möchte ich das 4-Ebenen-Modell aus der Grundlegung einführen und anhand verschiedener Beispiele erläutern, dass Kritik an bürgerlicher Psychologie auf verschiedenen Ebenen ansetzen kann und ansetzen sollte.

Themenstrang: »Forschung«

Referent_innen: Ariane Brenssell, Luise Maier

Tag/Zeit: Donnerstag, 13.9.2018, 13:00–15:00 Uhr

Eine partizipative Forschung

Wir stellen das Projekt »Kontextualisierte Traumarbeit – eine partizipative Forschung« vor. Zusammen mit dem »Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe – Frauen gegen Gewalt (bff)«, in dem 170 Fachstellen zu (sexueller) Gewalt an Frauen organisiert sind, und mit Expertinnen aus Erfahrung haben wir untersucht: Was verändert sich, wenn man in der Arbeit von einem erweiterten Traumaverständnis ausgeht, in dem gesellschaftliche Machtverhältnisse systematisch berücksichtigt werden? Wir werden den Anlass für die Entstehung des Projekts, unsere partizipative Herangehensweise und zentrale Erkenntnisse skizzieren: Was macht eine kontextualisierte Traumaarbeit aus? Welche Implikationen hat es für die Beratungsarbeit und für die Konzepte von Traumata, wenn die Bearbeitung von Gewalterfahrungen und Traumata konsequent als gesellschaftlich vermittelte Prozesse verstanden werden?

Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Ferienuni Kritische Psychologie 2018 using Theme Adventure by Eric Schwarz adapted by Stefan Meretz
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