Themenstrang: »Forschung«

Referent_innen: Banafsche Sayyad, Sören Krach

Tag/Zeit: Samstag, 15.9.2018, 10:00–12:00 Uhr

Über die Rückkehr von Rasse-Konzepten und die Reproduktion stereotyper Geschlechtervorstellungen in den kognitiven Neurowissenschaften

Weltweit wird an immer mehr (auch zunehmend psychiatrischen) Einrichtungen innerhalb der relativ jungen Disziplin „Cultural Neuroscience“ (CNS) geforscht, seit einigen Jahren auch in Deutschland. Dabei werden Fragestellungen generiert und Aussagen getroffen, die nachzeichnen sollen, wie sich „kulturelle“ Phänomene, Erfahrungen und Mechanismen der Interaktion von „Kulturen“ im menschlichen Gehirn mit Techniken der funktionellen Bildgebung abbilden lassen. Dabei lassen sich zwei Forschungslinien unterscheiden, die im Vortrag herausgearbeitet werden sollen: Während eine Linie das Ziel verfolgt, „kulturelle Differenzen“ herauszuarbeiten, untersucht die andere Linie innerhalb der CNS „universelle biologische Mechanismen“ im Verhalten gegenüber „fremden Kulturen oder Gruppen“ und „kulturelles Abgrenzungsverhalten“. Beide Stränge von Studien operieren mit Kulturbegriffen, die weder definiert noch reflektiert werden. Stattdessen wird auf Biologie und Abstammung als Bezugsgrößen für „Kultur“ rekurriert. Weiterlesen »

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_in: Janek Niggemann

Tag/Zeit: Freitag, 14.9.2018, 13:00–15:00 Uhr

Zur Funktionskritik von Autorität in der Kritischen Psychologie

Als Erfahrungswissenschaft kann die Kritische Psychologie nützlich sein, um zu verstehen, warum Menschen sich (freiwillig) in Autoritätsbeziehungen begeben. Die Autorität, die im Normalen steckt, als die unhinterfragte Norm, wird dann sichtbar, wenn sie von denen infrage gestellt wird, die nicht mehr an sie glauben, von ihr profitieren oder schlicht nicht mehr unter ihr leiden will. Im Workshop werden einige Thesen über Autorität vorgestellt, an denen die Kritische Psychologie sowohl einiges zu sagen hat, sich durch sie aber auch neue Perspektiven zeigen lassen.

Vorkenntnisse erwünscht.

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_innen: Janek Niggemann, Fiona Kalkstein, Mai-Anh Boger

Tag/Zeit: Freitag, 14.9.2018, 10:00–12:00 Uhr

Klassismus, Emotionalität und soziale Herkunft in kritisch-psychologischer Perspektive

Im Workshop steht der Austausch über Klassismus und soziale Herkunft im Mittelpunkt, die mit sozialer Scham, Angst, Selbstausschlüssen und anderen Bearbeitungsformen einher gehen. Schwerpunkt wird die Frage sein, wie wirksam Klasse als eine Dimension sozialer Ungleichheit in kritisch-psychologischen Konzepten und Theorien aufgenommen werden kann. Inwiefern gelingt es in therapeutischen und gesellschaftskritischen Psychologien wie Psychoanalyse und Kritischer Psychologie auf Klassenerfahrungen besonders einzugehen? Sind solche Ansätze ein Weg zum produktiven Umgang mit den Widersprüchen von jenen, die zwischen »zwei Welten« leben? Was bringt das kritisch-psychologische Konzept der Emotionalität für die Potentiale, widerständig zu handeln?

Keine Vorkenntnisse nötig.

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_in: Simon Sutterlütti

Tag/Zeit: Mittwoch, 12.9.2018, 13:00–15:00 Uhr

Eine kritisch-psychologische Untersuchung unserer Beziehungen

Das Streben nach Unabhängigkeit und Eigenständigkeit scheint eine alltägliche Sache in unserer Gesellschaft zu sein. Es gilt als Ziel der Selbstentwicklung und wird als Grundlage von Beziehungen gesehen: Erst wer allein klar kommt, gilt überhaupt erst fähig, mit anderen Personen erfüllende Beziehungen einzugehen. Diese Normalität ist jedoch eine gesellschaftliche Normalität. Im Kapitalismus ist es normal getrennt zu sein, normal, dass die „eigenen Lebensinteressen durch die Interessen anderer eingeschränkt sind“ (Holzkamp). Diese Situation macht soziale Beziehungen tendenziell zu Beziehungen der Instrumentalität. Wir nutzen uns gegenseitig, bleiben einander Objekte. Weiterlesen »

Themenstrang: »Praxis«

Referent_innen: Stefan Meretz, Denis Neumüller, Flavio Stein

Tag/Zeit: Freitag, 14.9.2018, 13:00–15:00 Uhr

Eine Praxis Kritischer Psychologie

Kollektive Selbstverständigung ist eine Kommunikationspraxis auf Grundlage der Kritischen Psychologie, die seit ca. vier Jahren von einem Netzwerk von Interessierten im Rahmen von lokalen Gruppen, Workshops und selbstorganisierten Seminaren erprobt und weiterentwickelt wird. Bei unserer Beschäftigung mit der Möglichkeit gesellschaftlicher Transformation und Aufhebung des Kapitalismus, entstand bei uns der Wunsch nach Reflexion der eigenen Lebensführung. In einer Kollektiven Selbstverständigung (KSV) versuchen wir einen sozialen Raum zu schaffen, in dem wir die Wirkungen von Herrschaftsstrukturen in unserem eigenen Leben aufdecken und andere Handlungsmöglichkeiten entwickeln können. Wie missachte je ich meine Bedürfnisse im Alltag? Wie kontrolliere und beherrsche ich andere? Wie kann ich mich zu dem Zwang des Geldverdienens verhalten? In unserem Workshop berichten wir über unsere praktischen Erfahrungen mit KSV und den Stand unserer Theorieentwicklung. Abschließend wollen wir mit euch über die Praxis der KSV mit ihren Möglichkeiten und Grenzen diskutieren.

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_innen: Stefan Meretz, Simon Sutterlütti

Tag/Zeit: Freitag, 14.9.2018, 10:00–12:00 Uhr

Eine Utopie auf Grundlage der Kritischen Psychologie

Die Rechtfertigung der heutigen Gesellschaft ist gleichzeitig dünn und hart: „Der Kapitalismus ist die am wenigsten schlechte Gesellschaft zu der Menschen fähig sind“. Emanzipatorische Ansätze verhalten sich hierzu radikal-kritisch, indem sie auf die Verwirklichung einer (be)frei(t)en Gesellschaft zielen. Doch sind wir Menschen überhaupt zu solch einer freien Gesellschaft fähig? Liegt diese im menschlichen Möglichkeitsraum? Und wie müsste diese grundlegend funktionieren, damit sie menschlich möglich ist? In dieser Veranstaltung wollen wir versuchen auf Basis der Kritischen Psychologie eine Utopie zu bestimmen. Eine Utopie, in welcher die Bedürfnisbefriedigung der Einen nicht auf Kosten Anderer geht. Eine Gesellschaft, in welcher es für mich subjektiv funktional ist, die Bedürfnisse anderer in meiner Bedürfnisbefriedigung einzubeziehen. Eine Inklusionsgesellschaft, in welcher „die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist“ (Marx/Engels). Weiterlesen »

Themenstrang: »Einführung«

Referent_innen: Stefan Meretz, Denis Neumüller, Simon Sutterlütti

Tag/Zeit: Dienstag, 11.9.2018, 15:30–17:30 Uhr

In dieser Veranstaltung wollen wir versuchen die Grundkonzepte der Kritischen Psychologie (KP) einzuführen. Wir möchten besonders die Theoriebausteine hervorheben, welche für alltägliches und politisches Handeln von Bedeutung sind. Wir verdeutlichen die Besonderheit der KP mittels eines Vergleichs mit anderen psychologischen Theorien. Folgende Fragen werden wir stellen: Weshalb haben Emotionen in der KP eine solch entscheidende Bedeutung? Und was hat das mit Feminismus zu tun? Warum sagt die KP, dass jedwedes Verhalten begründet ist und dass jemandem die Gründe abzusprechen bedeutet, ihm/ihr die Menschlichkeit abzusprechen? Was meint die KP, wenn sie behauptet, dass wir im Kapitalismus selbstfeindschaftlich handeln? Wie erklärt wie KP das Unbewusste? Warum behauptet die KP, dass viele psychologische Theorien nur die Oberfläche menschlichen Verhaltens beschreiben und vorwissenschaftlich sind? Weshalb gibt es in der KP keine Hierarchie zwischen Bedürfnissen oder so etwas wie Grundbedürfnisse? Wie erklärt KP, dass wir Menschen Bewusstsein haben? Weshalb muss eine Kritische Psychologie gesellschaftskritisch sein? Wie würde sich politische Praxis durch Kritische Psychologie verändern?

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_innen: Till Manderbach, Daniel Schnur

Tag/Zeit: Dienstag, 11.9.2018, 15:30–17:30 Uhr

In den Debatten um die politischen Erfolge des autoritären Populismus sind Erklärungsansätze allgegenwärtig, die dessen Anhänger_innen vorhalten, manipuliert (worden) zu sein, verblendet zu sein, grundsätzlich autoritär gestrickt zu sein – oder aber gar nicht anders zu können, als rechtsradikal zu wählen, aus Notwehr. Wir wollen demgegenüber einen kritisch-psychologischen Blick auf das Problem werfen, der davon ausgeht, dass Subjekte von ihrem Standpunkt aus »gute Gründe« für ihr Handeln haben. Mit der Kategorie der Handlungsfähigkeit wollen wir uns durch Theorien und Überlegungen hinsichtlich der Produktion von »politischen Meinungen« arbeiten, wobei unser Fokus auf der Schnittstelle von Alltagsverstand und Ideologie liegt. Es geht uns darum, aus Subjektperspektive zu verstehen, warum »rechte« gegenüber »linken« Ansätzen attraktiver erscheinen und warum linksliberale Allianzen so wenig dagegen ausrichten können.

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_in: Marina Minor

Tag/Zeit: Donnerstag, 13.9.2018, 13:00–15:00 Uhr

Who is motivating whom, why and wherefore? – A historical materialistic analysis and critique of current motivation research and application of psychological interventions

Recently Richard W. Thaler was awarded the Nobel Memorial Prize in Economic Sciences for his conception of nudging and its contributions to behavioral economics. Nudging is not only used in particular psychological interventions to motivate people or initiate a behavioral change but also by several governments to save expenses through influence on the behavior of the populace. Another current popular technique applied for motivating people and increase productivity is gamification: the application of game-design elements in ‘non-game’ contexts. Nudging and gamification will be discussed as examples for motivational techniques within psychological research. To understand their meaning, implications and problems in relation to the current society, they will be discussed against the background of motivation theory and the societal-historical development of motivation as a research object. Weiterlesen »

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_innen: Morten Nissen, Marina Minor

Tag/Zeit: Mittwoch, 12.9.2018, 15:30–17:30 Uhr

When do individuals act in a (genuinely) motivated manner, and when under constraints?

In a talk from the 14th July 2017, Morus Markard raised the following question: In view of the complexity and contradictoriness of social conditions and their interpretations – are individuals able to determine their own decisions and actions and to be reasonably certain that these are in line with their own life interests, or at least do not contradict them? This question emerges from the problem of motivated acting within an antagonistic class society: The actual producers are virtually excluded from participation in the planning of production and reality control but still have to adopt to societal requirements and goals as well as to obey societal obligations. The individual may not strive for their own goals but, instead, internalize those of societal authorities. So, what does Marxist Subject Science or Critical Psychology contribute to the understanding of humane motivation? Under which circumstances do individuals tend to engage in motivated acting (in terms of critical-psychological conception) within an antagonistic class society; that is, to stand up for an augmentation of control over their own living conditions or to gain a generalized human agency (German: ‘verallgemeinerte Handlungsfähigkeit’)?

Ferienuni Kritische Psychologie 2018 using Theme Adventure by Eric Schwarz adapted by Stefan Meretz
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