Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_innen: Katrin Reimer-Gordinskaya, Miriam Pieschke

Tag/Zeit: Donnerstag, 13.9.2018, 13:00–15:00 Uhr

Im Workshop stellen wir Ergebnisse und Erfahrungen aus einem Projekt eingreifender Forschung aus Stendal, Sachsen-Anhalt, vor. Während Rechtspopulismus oft entweder als „Kulturkampf“ oder als »Klassenkampf« gedeutet und entsprechend angegangen wird, versuchen wir beide Ansätze zu verbinden. Dabei wollen wir u.a. herausfinden, welche problematischen Alltagserfahrungen, die derzeit von rechts ideologisch aufgriffen werden, in progressiver Weise von links angesprochen und in konkreten, organisierenden Projekten vor Ort angegangen werden können.

Je nachdem welche Interessen die Teilnehmenden mitbringen können eher die konzeptionellen Hintergründe oder der praktische Ansatz des Projektes ausführlich beleuchtet werden.

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_innen: Michael Zander, Christine Riegel

Tag/Zeit: Samstag, 15.9.2018, 10:00–12:00 Uhr

In der Veranstaltung werden verschiedene Positionen zum Intersektionalitätskonzept vorgestellt und diskutiert. Hierzu werden beide Referent*innen ihre Ansätze darlegen, um dann in eine gemeinsame Diskussion überzugehen.

Christine Riegel: In dem Beitrag wird das macht- und herrschaftskritische Potenzial von Intersektionalität(-sansätzen) diskutiert, mit Blick auf Analyse, Reflexion, Kritik und Veränderung von forschender und (sozial-)pädagogischer Praxis; ebenso die damit verbundenen Herausforderungen und Begrenzungen. Dabei wird auch darauf eingegangen, inwieweit subjektwissenschaftliche Prämissen und Konzepte der Kritischen Psychologie relevant gemacht werden können.

Michael Zander: Was ist problematisch an Intersektionalität? Wenngleich die wissenschaftliche und politische Relevanz von Mehrfachdiskriminierungen anzuerkennen ist, hinterfragt der Input aktuelle Ansätze und Ansprüche der Intersektionalitätsforschung. So bleiben die Sozialstrukturanalysen unzulänglich, weil sie die kapitalistischen Charakteristika der Gesellschaft nicht angemessen berücksichtigen. Außerdem wird das Konzept des Privilegs kritisiert, weil es individuelle Rechte mit Vorteilen und Struktureffekte mit persönlichen Eigenschaften vermengt. Am Beispiel von »Klassismus« und »Ableismus« wird gezeigt, wie die Intersektionalitätsforschung komplexe Forschungsgegenstände auf Diskriminierung reduziert. Schließlich problematisiert der Beitrag, dass Intersektionalität, ebenso wie »Social Justice«, im Liberalismus verwurzelt ist.

Moderation: Nora Ruck

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_in: Christina Kaindl

Tag/Zeit: Mittwoch, 12.9.2018, 15:30–17:30 Uhr

Wie der Aufstieg der extremen Rechten mit neoliberalem Kapitalismus zusammenhängt

Lange haben psychologische Theorien bei der Erklärung von rechten Einstellungen, Denkweisen und Politik den Blick nur auf die Einzelnen gerichtet, ihre Kindheit, ihre Erziehung. Viele Studien zeigen, dass der Aufstieg der Rechten und ihrer „Welterklärung“ mit dem Umbau der Arbeitswelt, des Sozialstaates, des Öffentlichen zusammenhängt. Abstiegsängste und das Gefühl, nicht zu bekommen, was einem zusteht, sind ein Nährboden für rechte Ideologien. Wir diskutieren einen kritisch-psychologischen Zugang zu diesen Fragen.

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_in: Can Önalan

Tag/Zeit: Freitag, 14.9.2018, 15:30–17:30 Uhr

In Western psychology, autonomy is very often seen as in contradiction with relatedness, due to the ideology of individualism. In cross-cultural psychology, some asserted that the very nature of a so-called collectivistic culture suppresses personal autonomy whereas individualistic culture espouses and supports autonomy. Kagitcibasi offered a new model having interpersonal distance and agency as seperate dimensions, contrary to the idea that interdependencies, close bonds and connectedness hamper agentic and volitional actions. Autonomy and relatedness are two skills that satisfy human’s needs and their incompatibility is superficial. Drawing from this formulation, I will deconstruct the world-view behind individualism and discuss how we should address these needs within socioeconomic and cultural context.

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_in: Artur Brückmann

Tag/Zeit: Freitag, 14.9.2018, 10:00–12:00 Uhr

Rudi Dutschke begriff das Studium als »Möglichkeit, sich durch intensive Anstrengung von den durch Vergangenheit und Erziehung verinnerlichten fremden Herrschaftsinteressen zu befreien, die spezifisch menschliche Verstandestätigkeit in sprengende Vernunft gegen die bestehende Gesellschaft zu transformieren« (Mai 1967). So ist Bildung die (kollektive) Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten. Mit sozialistischem, antifaschistischem und friedenspolitischem Impetus erkämpften die 68er eine Demokratisierung und soziale Öffnung der Hochschulen, eine Politisierung der Wissenschaft (»Marx an die Uni«) und eine Verwissenschaftlichung (Projektstudium) sowie soziale Sicherung (BAföG) des Studiums.

50 Jahre Klassenkampf um die Hochschulen später, befinden wir uns in der Welt der »Unternehmerischen Hochschule«, des Bachelor-Master-Systems und der strukturellen Unterfinanzierung. Der heutige akademische Kapitalismus (R. Münch) ist gekennzeichnet durch soziale Prekarität, Creditpoint- und Drittmittelabhängigkeit, Refeudalisierung der Organisationsstruktur, Leistungsdruck und Konkurrenz sowie die organisierte Belanglosigkeit von Postmoderne bis Positivismus. Auf subjektiver Seite bedeutet dies einen Habitus subalterner Konformität und die epidemische Ideologie der »Eigenverantwortung«. Weiterlesen »

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_in: Janek Niggemann

Tag/Zeit: Freitag, 14.9.2018, 13:00–15:00 Uhr

Zur Funktionskritik von Autorität in der Kritischen Psychologie

Als Erfahrungswissenschaft kann die Kritische Psychologie nützlich sein, um zu verstehen, warum Menschen sich (freiwillig) in Autoritätsbeziehungen begeben. Die Autorität, die im Normalen steckt, als die unhinterfragte Norm, wird dann sichtbar, wenn sie von denen infrage gestellt wird, die nicht mehr an sie glauben, von ihr profitieren oder schlicht nicht mehr unter ihr leiden will. Im Workshop werden einige Thesen über Autorität vorgestellt, an denen die Kritische Psychologie sowohl einiges zu sagen hat, sich durch sie aber auch neue Perspektiven zeigen lassen.

Vorkenntnisse erwünscht.

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_innen: Janek Niggemann, Fiona Kalkstein, Mai-Anh Boger

Tag/Zeit: Freitag, 14.9.2018, 10:00–12:00 Uhr

Klassismus, Emotionalität und soziale Herkunft in kritisch-psychologischer Perspektive

Im Workshop steht der Austausch über Klassismus und soziale Herkunft im Mittelpunkt, die mit sozialer Scham, Angst, Selbstausschlüssen und anderen Bearbeitungsformen einher gehen. Schwerpunkt wird die Frage sein, wie wirksam Klasse als eine Dimension sozialer Ungleichheit in kritisch-psychologischen Konzepten und Theorien aufgenommen werden kann. Inwiefern gelingt es in therapeutischen und gesellschaftskritischen Psychologien wie Psychoanalyse und Kritischer Psychologie auf Klassenerfahrungen besonders einzugehen? Sind solche Ansätze ein Weg zum produktiven Umgang mit den Widersprüchen von jenen, die zwischen »zwei Welten« leben? Was bringt das kritisch-psychologische Konzept der Emotionalität für die Potentiale, widerständig zu handeln?

Keine Vorkenntnisse nötig.

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_in: Simon Sutterlütti

Tag/Zeit: Mittwoch, 12.9.2018, 13:00–15:00 Uhr

Eine kritisch-psychologische Untersuchung unserer Beziehungen

Das Streben nach Unabhängigkeit und Eigenständigkeit scheint eine alltägliche Sache in unserer Gesellschaft zu sein. Es gilt als Ziel der Selbstentwicklung und wird als Grundlage von Beziehungen gesehen: Erst wer allein klar kommt, gilt überhaupt erst fähig, mit anderen Personen erfüllende Beziehungen einzugehen. Diese Normalität ist jedoch eine gesellschaftliche Normalität. Im Kapitalismus ist es normal getrennt zu sein, normal, dass die „eigenen Lebensinteressen durch die Interessen anderer eingeschränkt sind“ (Holzkamp). Diese Situation macht soziale Beziehungen tendenziell zu Beziehungen der Instrumentalität. Wir nutzen uns gegenseitig, bleiben einander Objekte. Weiterlesen »

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_innen: Stefan Meretz, Simon Sutterlütti

Tag/Zeit: Freitag, 14.9.2018, 10:00–12:00 Uhr

Eine Utopie auf Grundlage der Kritischen Psychologie

Die Rechtfertigung der heutigen Gesellschaft ist gleichzeitig dünn und hart: „Der Kapitalismus ist die am wenigsten schlechte Gesellschaft zu der Menschen fähig sind“. Emanzipatorische Ansätze verhalten sich hierzu radikal-kritisch, indem sie auf die Verwirklichung einer (be)frei(t)en Gesellschaft zielen. Doch sind wir Menschen überhaupt zu solch einer freien Gesellschaft fähig? Liegt diese im menschlichen Möglichkeitsraum? Und wie müsste diese grundlegend funktionieren, damit sie menschlich möglich ist? In dieser Veranstaltung wollen wir versuchen auf Basis der Kritischen Psychologie eine Utopie zu bestimmen. Eine Utopie, in welcher die Bedürfnisbefriedigung der Einen nicht auf Kosten Anderer geht. Eine Gesellschaft, in welcher es für mich subjektiv funktional ist, die Bedürfnisse anderer in meiner Bedürfnisbefriedigung einzubeziehen. Eine Inklusionsgesellschaft, in welcher „die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist“ (Marx/Engels). Weiterlesen »

Themenstrang: »Gesellschaft«

Referent_innen: Till Manderbach, Daniel Schnur

Tag/Zeit: Dienstag, 11.9.2018, 15:30–17:30 Uhr

In den Debatten um die politischen Erfolge des autoritären Populismus sind Erklärungsansätze allgegenwärtig, die dessen Anhänger_innen vorhalten, manipuliert (worden) zu sein, verblendet zu sein, grundsätzlich autoritär gestrickt zu sein – oder aber gar nicht anders zu können, als rechtsradikal zu wählen, aus Notwehr. Wir wollen demgegenüber einen kritisch-psychologischen Blick auf das Problem werfen, der davon ausgeht, dass Subjekte von ihrem Standpunkt aus »gute Gründe« für ihr Handeln haben. Mit der Kategorie der Handlungsfähigkeit wollen wir uns durch Theorien und Überlegungen hinsichtlich der Produktion von »politischen Meinungen« arbeiten, wobei unser Fokus auf der Schnittstelle von Alltagsverstand und Ideologie liegt. Es geht uns darum, aus Subjektperspektive zu verstehen, warum »rechte« gegenüber »linken« Ansätzen attraktiver erscheinen und warum linksliberale Allianzen so wenig dagegen ausrichten können.

Ferienuni Kritische Psychologie 2018 using Theme Adventure by Eric Schwarz adapted by Stefan Meretz
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