Themenstrang: »Praxis«
Referent_innen: Moritz Thede Eckart, Daniil Serko
Tag/Zeit: Mittwoch, 12.9.2018, 13:00–15:00 Uhr
Wie können Ansätze der Kritischen Psychologie in der therapeutischen Arbeit nutzbar gemacht werden?
Die Kritische Psychologie liefert – wobei zuvorderst die »Grundlegung« von Klaus Holzkamp zu nennen ist – wertvolle Beiträge für ein fundiertes theoretisches Verständnis dessen was Psychologie ist und insbesondere über die Spezifika der menschlichen Psyche. Dabei beschreibt sie, wie sich der Mensch im evolutionären Prozess zu einem gesellschaftlichen Wesen entwickelte und sich somit qua seiner genetischen Grundlagen bewusst und je individuell begründet zu seiner sozialen Umwelt verhält.
Gleichzeitig blieben in der bisherigen Entwicklung der Kritischen Psychologie Versuche zur Herausarbeitung von konkreten Methoden für eine kritisch-psychologische therapeutische Praxis weitestgehend aus. Klar ist, dass eine kritisch psychologische Praxis die Unmittelbarkeit der individuellen sowie interaktionellen Ebenen um die der gesellschaftlichen erweitern muss. Dies bedeutet, dass sich Problemanalysen und daraus ergebende therapeutische Schritte nicht darin erschöpfen, nur die auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen, damit einhergehenden Kognitionen oder Emotionen etc. herauszuarbeiten und zu modifizieren (wie dies z.B. bei der Kognitiven Verhaltenstherapie der Fall wäre), sondern die gesellschaftliche Vermitteltheit des Problems sowie die Prämissen und Gründe des Individuums in den Focus gerückt werden müssen.
Der Vortrag beschäftigt sich mit der Frage, was die Kritische Psychologie zur Weiterentwicklung bestehender kognitiv-behavioraler Therapieformen beitragen kann, wie diese konkret aussehen könnte, sowie ob und wie ein kritisch-psychologisches therapeutisches Arbeiten unter den aktuellen Arbeitsbedingungen von Psychotherapeut*innen möglich wäre.