Themenstrang: »Praxis«
Referent_in: Marcus Beisswanger
Tag/Zeit: Dienstag, 11.9.2018, 15:30–17:30 Uhr
Zum Verhältnis von sozialer Ausschließung, Handlungsfähigkeit und instrumenteller Akzeptanz im Drogenhilfesystem
Die akzeptierende Drogenhilfe als interdisziplinäres Arbeitsfeld will ihrem Selbstverständnis nach auf eine gesellschaftliche Reintegration ihrer Adressat_innen hinwirken. Allerdings lässt sich sowohl empirisch als auch anhand von gesellschaftswissenschaftlichen Theorien zeigen, dass stattdessen die soziale Ausschließung von Drogenkonsument_innen mitunter durch die professionellen Akteure reproduziert wird. Vor diesem Hintergrund sprechen Schmidt-Semisch und Wehrheim von einer »exkludierenden Toleranz«: Die Akzeptanz wird instrumentell gewendet, um prekarisierte Personengruppen zu verwalten, deren Arbeitskraft ökonomisch nicht verwertbar erscheint. Die gesellschaftliche Ausschließung und Stigmatisierung lässt sich in diesem Zusammenhang als Einschränkung der subjektiven Handlungsfähigkeit begreifen, die auf der individuellen Ebene zur psychischen Beschädigung führen kann.
Im Rahmen dieses Beitrags soll diskutiert werden, wie mit diesem Widerspruchsverhältnis zwischen Ausschließung und Akzeptanz in der Sozialen Arbeit und Psychologie umzugehen ist. Für diesen Reflexionsprozess kann es gewinnbringend sein, auf die Begriffe der »Handlungsfähigkeit« bei Holzkamp und den der »Spontaneität« bei Adorno zurückzugreifen. Ein solcher Reflexionsprozess kann befördert werden durch die konstruktive Verschränkung der Perspektiven einer Kritischen Sozialen Arbeit, Kritischen Psychologie und Kritischen Theorie der Gesellschaft.
Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.